Kurzgeschichte „Geschriebene Inklusion”

Liebe Leserinnen und Leser,

folgende Kurzgeschichte habe ich ursprünglich für einen Kurzvortrag bei einem Berufsbildungswerk vorbereitet.  Da für den Vortrag eine Länge von 10 Minuten und nicht – wie fälschlicherweise von mir angenommen – 20 Minuten vorgesehen ist, habe ich beschlossen, die Geschichte nun über die Verkaufsplattform amazon zu veröffentlichen:

Geschiebene Inklusion

Sie können die Geschichte über folgenden Link beziehen:

www.amazon.de/dp/B014YY9YOK

Kurzbeschreibung:

Jörg Sichel ist mit seiner Arbeit als Bankkaufmann unzufrieden. Der Leistungsdruck und der Konkurrenzkampf in seinem Job setzen ihm zu. Als er eines Tages nach der Arbeit an Schaufenstern vorbeischlendert, bemerkt er im Zentrum einer Buchhandlung eine Menschentraube. Als er das Geschäft betritt, wird er Zeuge einer Lesung von Anna Mertens, einer jungen und offenkundig erfolgreichen Autorin. Noch ahnt er nicht, welches Geheimnis diese Schriftstellerin in sich trägt – und dass sie sein Leben gründlich verändern wird.

In die Geschichte habe ich einige autobiographische Elemente einfließen lassen, so dass es eine sehr persönliche Geschichte geworden ist.

Anbei eine Leseprobe:
Jörg Sichel tupfte sich mit einem Papiertaschentuch den Schweiß von der Stirn. Dann lockerte er seine Krawatte, lehnte sich auf seinem schwarzen, gepolsterten Stuhl nach hinten und plusterte seine Wangen auf. Draußen waren es 30 Grad und er musste hier mit Schlips sitzen. Widerwillig starrte er auf den Bildschirm und führte Buchungen durch.
Seit fünf Jahren arbeitete er als Bankkaufmann. Jahre, in denen er seine Pflicht erfüllte, ihn sein Job jedoch anödete. Der ewige Konkurrenzkampf und der Leistungsdruck machten ihn mürbe, so dass er sich unlängst mit seiner Position arrangiert hatte – so wie sein Onkel Dietrich, der anfangs begeistert in der lokalen Politik mitgewirkt hatte, irgendwann jedoch seine Ideale aufgegeben hatte, weil er den ihm entgegenströmenden Wind nicht mehr ertragen konnte und nun lieber den Mund hielt. Sein Studium für Soziale Arbeit hatte er seiner Frau zuliebe an den Nagel gehangen, um Bankkaufmann zu werden. In den Kreisen seiner Frau genossen Sozialarbeiter nicht den besten Ruf. Er wollte sich anpassen.
Als Jörg mit seiner Arbeit bei der Bank begann, besaß er noch ein dickes Fell, ging zweimal die Woche ins Fitnessstudio, hatte eine intakte Ehe und Freunde, mit denen er am Wochenende in geselliger Runde Anekdoten austauschte, die ihn spüren ließen, dass er in einer Mannschaft von Gewinnern spielte. Von Gewinnern, auf die er sich verlassen zu können glaubte.
Letztes Jahr hatte ihn seine Frau verlassen, weil sie sein Gejammer und seinen mangelnden Ehrgeiz nicht länger ertragen konnte. Sie war stellvertretende Geschäftsführerin in einer Kosmetikfirma und die Erfolgsleiter kontinuierlich hochgeklettert. Er hingegen verweilte auf seiner Sprosse und verlor immer mehr den Sinn für das, was er tat.
Nach seiner Scheidung distanzierten sich seine Freunde von ihm. Er war nicht mehr so redselig und lebensfroh, wie sie ihn kannten. Er geriet nun immer mehr ins Abseits. Seine Kollegen tuschelten hinter seinem Rücken und mieden ihn zu großen Teilen.

Viel Spaß beim Lesen!

Ihr Sebastian Domke

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